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Was es kostet, eine Frau zu sein: fünf indirekte Aspekte, wie Frauen draufzahlen

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10. September 2024
by Alyssa Schneebaum
Frauen verdienen weniger als Männer, besetzen weniger Führungspositionen und erledigen den Großteil der unbezahlten Hausarbeit und Pflege – selbst im Jahr 2024. Aber dies ist nicht die gesamte Geschichte.

Geschlechterungleichheiten in Bezug auf Geld sind viel tiefgehender als die ungleiche Bezahlung. Frauen sind nicht nur benachteiligte Verdienerinnen, sondern auch benachteiligte Konsumentinnen. In diesem Artikel stelle ich Ihnen fünf Aspekte vor, wie Frauen an der Kassa mehr bezahlen müssen.

Erstens sind die Inflationsraten in den letzten Jahren weltweit enorm gestiegen, bis zu 8% in den Vereinigten Staaten und 8.6% in Österreich im Jahr 2022. Was nicht jeder weiß, ist, dass einkommensschwache Haushalte einen größeren Anteil ihrer Gesamtausgaben für die Deckung der steigenden Inflationskosten verwenden. Und wer ist weltweit am ehesten Oberhaupt oder lebt in einem einkommensschwachen Haushalt? Frauen.

Zweitens zahlen Frauen mehr, um sicheren Sex zu haben. Ein kürzlich erschienener Bericht über Verhütung in Österreich zeigt, dass die Hälfte der Frauen die Kosten für Verhütung alleine trägt, während nur ein Viertel diese Ausgaben mit ihren Partnern teilt. Frauen berichten, dass sie jährlich zwischen 30 und 230 Euro für Verhütung ausgeben. Im Gegensatz dazu übernehmen nur 12 Prozent der Männer in Partnerschaften die volle Verantwortung für die Familienplanung.

Drittens geben Frauen im Laufe ihres Lebens zwischen 2.800 und 7.280 Dollar für Menstruationsprodukte, einschließlich Schmerzmittel, aus. Dieselbe Studie zeigt, dass Periodenprodukte in Österreich sogar teurer sind als in den meisten Bundesstaaten der USA. Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt ist, dass Periodenprodukte in Europa immer noch nicht steuerfrei sind – mit Ausnahme von Irland. In Österreich werden Tampons und Menstruationsbinden mit einem Steuersatz von 20% besteuert -  der Luxussteuer – während andere wesentliche Alltagsprodukte (wie Lebensmittel und Medikamente) mit 13% besteuert werden. 

Viertens sind Frauen dem sogenannten „Pink Tax“ auf bestimmte Produkte ausgesetzt. Obwohl einige geschlechtsspezifische Produkte aufgrund unterschiedlicher Produktionsprozesse unterschiedliche Preise aufweisen können, zeigt die Forschung dennoch eine beträchtliche unerklärliche Lücke zwischen weiblich und männlich vermarkteten Produkten. Trotz einer sich in den letzten Jahren verringernden Preisdifferenz kosten Körperpflegeprodukte wie Lotionen und Deodorants für Frauen mehr als jene für Männer. Selbst pastellfarbene Stifte oder Spielzeug und Kleidung für Mädchen sind teurer als vergleichbare Produkte, die für Jungs vermarktet werden. Die Abbildung zeigt Preisunterschiede in New York City im Jahr 2015: 

Fünftens müssen Mädchen nicht nur mehr für ihr Spielzeug zahlen, sondern sie bekommen möglicherweise auch weniger Taschengeld als ihre Brüder und männlichen Altersgenossen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass das geschlechtsspezifische Lohngefälle am Arbeitsplatz seinen Ursprung in unserer Kindheit haben könnte. In Großbritannienerhalten Jungs durchschnittlich 20% mehr Taschengeld als Mädchen (eine österreichische Studie findet eine Differenz von 17%), was ihnen einen finanziellen Vorteil von £26 pro Jahr verschafft. Dieselbe Studie zeigt ebenso Unterschiede darin, wie das Geld zwischen den Kindern verdient wird: Das Taschengeld der Jungs ist stärker an den schulischen Erfolg und der angefragten Geldmenge gebunden, während Mädchen ihr Taschengeld aufgrund von gutem Benehmen und Erledigung von Hausarbeiten erhalten. Die Daten sind jedoch nicht einheitlich. Nachdem mehrere Jahre ein geschlechtsspezifisches Gefälle im Taschengeld festgestellt wurde, legt eine neue deutsche Studie nahe, dass Mädchen jetzt mehr Taschengeld erhalten als Jungen. Eine andere Studie aus Deutschland findet keine geschlechtsspezifische Differenz im Taschengeld von Kindern. Die Literatur und Studien zu diesem Thema sind noch rar und die Ergebnisse variieren erheblich. Nichtsdestotrotz besteht die Möglichkeit eines geschlechtsspezifischen Gefälles im Taschengeld, das zu Differenzen wie dem Gender Gap im Finanzwissen beitragen könnte, welche in weiterer Folge das Risiko finanzieller Notlagen für Frauen im späteren Leben verschärfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen, denen Frauen gegenüberstehen, weit über das viel diskutierte geschlechtsspezifische Lohngefälle hinausgehen. Trotz Fortschritten in einigen Bereichen sind Frauen weiterhin unverhältnismäßig stark von Inflation und den Kosten des täglichen Lebens betroffen. Die „Pink Tax“ und andere geschlechtsspezifische Preisunterschiede verschärfen die finanzielle Belastung von Frauen und verteuern wesentliche, für den Alltag notwendige Produkte.